Deutscher Kinderschutzbund

 

 

 

Wie geht Pflege 2030 in Oberberg?

Ortsverein

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Pflege in Ründeroth

Zu einer Diskussion über die Zukunft der Pflege hatten die oberbergische SPD und die SGK (Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik) eingeladen.

Vor vollem Haus diskutierten der gesundheitspolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion Thorsten Klute, Dorit Knabe aus dem Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe im Oberbergischen Kreis, Sarah Kickartz aus dem Otto-Jeschkeit-Altenzentrum der AWO, Raphael Lüdenbach, Pflegedirektor im Klinikum Oberberg sowie Bernhard Rappenhöner, Gründer und Geschäftsführer der Pflegeeinrichtung Lebensbaum. Wolfgang Brelöhr (Gesundheits- und Pflegeexperte der SPD Oberberg und Fraktionsvorsitzender in Engelskirchen) moderierte die Veranstaltung.

Schnell kristallisierten sich die drängendsten Fragen und Problemstellungen heraus: Fachkräftemangel, Zeitarbeit, überbordender Bürokratismus, die Herausforderung für pflegende Angehörige und der demographische Wandel, der in allen Bereichen übergreifend zum Problem wird.

In der häuslichen Pflege werden jährlich etwa 12 Milliarden Euro nicht abgerufen, da die Angehörigen nicht ausreichend über die Möglichkeiten der Leistungen informiert sind oder an der Bürokratie scheitern. Bernard Rappenhöhner: „Um die Tagespflege in Anspruch zu nehmen, bedarf es alleine fünf verschiedener Anträge.“ Auch die Beratungsstrukturen für Pflegende seien nicht effizient.

„Etwa 4 Millionen Menschen werden zu Hause gepflegt, die pflegenden Angehörigen haben keine Lobby, keine Gewerkschaft die sich um ihre Belange kümmert,“ sprach Dorit Knabe an. Sie forderte die intensive Beratung der Familien und eine deutliche Reduzierung der Bürokratie.

Der Abgeordnete Thorsten Klute plädierte eindringlich für das rheinland-pfälzische Modell der Gemeindeschwester plus. „Sie sucht die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu Hause regelmäßig auf und unterstützt sie auch in solchen Fragen,“ so Klute.

„Der in allen Bereichen vorhandene Fachkräftemangel,“ erklärte Nicole Meyer, Leiterin der AGewiS (Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren), „ist nicht nur auf fehlende Auszubildende zurückzuführen, sondern auch drauf, daß nicht ausreichend Lehrpersonal vorhanden ist.“

Sarah Kickartz schilderte eindringlich die Situation in der stationären Pflege. Das Personal, das über die Zeitarbeitsfirmen ins Haus kommt, sucht sich die Arbeitszeiten aus, während die festen MitarbeiterInnen die übrige Zeit abdecken, mit schlechtem Gewissen in Urlaub gehen oder krank zur Arbeit kommen um den Bewohnern gerecht zu werden: „Wir gehen auf dem Zahnfleisch!“

Thorsten Klute berichtete, daß die Pflegeinsolvenzen in den ersten neun Monaten in NRW bereits mehr als viermal so hoch waren als im gesamten Jahr 2022 und das Land die Pflegeeinrichtungen nicht auskömmlich finanziere. Er sagte dem Podium und allen Anwesenden zu, die geschilderten Problem mit in die SPD Fraktion zu nehmen und intensiv an Lösungen zu arbeiten.